ROHR/GUSTENFELDEN, SCHWABACH – In unmittelbarer Nachbarschaft zur Gustenfeldener Winkler Mühle befindet sich das Schwabacher Start Up „Just Taste“. Es wurde vor fünf Jahren gegründet und hat hier ein kleines Lager und Büroflächen angemietet. Was über „Amazon“ und die Internetseite des Unternehmens bestellt wird, wird von hier aus versandt. In den Regalen stapeln sich Spaghetti in grün, orange, schwarz und gelb. Aus Weizen sind aber nur die Ramen- und Udon-Nudeln.
Der Rest wird aus verschiedenen Gemüsesorten produziert: Aus Hülsenfrüchten wie Edamame und Kichererbsen oder auch aus der Süßkartoffel. 2018 hatte Gründer und Geschäftsführer Jörg Brautschek die Idee zu seinem „Start Up“. Da zeigte ihm ein ehemaliger Geschäftspartner aus Australien das Produkt, und sagte, dass diese Nudeln in „Down Under“ extrem beliebt seien.

Glutenfrei und ohne Zucker

Wenig später besuchte Brautschek die „Expo West“ in Kalifornien, die weltweit größte Messe für Naturprodukte. „Dort sah ich drei deutliche Trends: no meat, no gluten, no sugar“, berichtet der Unternehmer. Fleischlos, gluten- und zuckerfrei sollte also auch sein Produkt sein, nahm er sich vor. „Doch das stand im Gegensatz zu den drei Bereichen, in denen ich zuvor gearbeitet hatte.“
Jörg Brautschek stammt aus Rheinland-Pfalz und ist gelernter Gärtner. Nach seinem Studium in Betriebswirtschaftslehre begann seine Karriere in der Lebensmittelbranche. In Heilsbronn baute er den Export eines  Wurstwaren-Herstellers auf. 2006 zog er nach Schwabach und baute hier den Vertrieb für Dr. Karg’s Knäckebrote auf. Zuletzt war er drei Jahre lang der Geschäftsführer von Lebkuchen Schmidt in Nürnberg.
„Der Wunsch zur Selbstständigkeit hat aber schon immer in mir geschlummert“, erzählt der 55-Jährige Unternehmer. „Als mein 50. Geburtstag näher rückte, da wusste ich: Wenn ich’s jetzt nicht mache, werde ich es nie machen.“
Bei der Suche nach einem bio-zertifizierten Lieferanten, der seine Vorstellungen hätte umsetzen können, wurde Brautschek weder in Deutschland noch in Italien fündig. Er flog schließlich nach China, um sich dort von der Qualität einer Produktionsstätte zu überzeugen. Die hohen Standards dort haben ihn „total überzeugt“, wie er sagt. Was ihm noch fehlte, war dann der Aufbau einer eigenen Marke.
„Eine Domain ist mir abends auf dem Sofa in Schwabach-Limbach eingefallen“, erinnert er sich zurück. Die Internet-Adresse „justtaste.de“ hat er sich sodann gesichert und von einer Designerin ein Logo samt Verpackung gestalten lassen. Im Jahr 2019 wurde „Just Taste“ dann offiziell gegründet.
Insgesamt neun Mitarbeiter hat das Unternehmen von Jörg Brautschek mittlerweile. Am Nürnberger Hafen gibt es ein großes Lager, über das die Großkunden beliefert werden. Deutschlandweit gibt es die Gemüsenudel aus Schwabach in 1500 Rewe-Märkten und 1800 Rossmann-Drogerien zu kaufen.
Auch „tegut“ hat die Nudel von „Just Taste“ im Sortiment. In Schwabach selbst kann man sie unter anderem bei Edeka Krawczyk, Rossmann und im Kaufland erwerben.

Was die Nudel ausmacht

Laut Brautscheck sind seine Produkte vor allem für drei Zielgruppen attraktiv: Darunter zählen Menschen mit Zöliakie, also einer Gluten-Unverträglichkeit, sowie Diabetiker, für die vor allem die Schwarze-Bohnen-Spaghetti interessant ist, da sie den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen lässt. Die dritte Zielgruppe sind Hochleistungssportler beziehungsweise Menschen, die aufgrund ihres Lebensstils genau auf die Bestandteile ihrer Ernährung achten wollen oder müssen.
Was die Gemüsenudel ausmacht, ist nämlich der sehr geringe Kohlenhydrat-Anteil gegenüber der herkömmlichen Weizennudel. Sie punktet stattdessen mit vielen Proteinen und ist außerdem glutenfrei. Das kommt auch in der Welt des Profi-Sports gut an: „In diesem Jahr kam Anton Schmaus, der Koch der deutschen Nationalmannschaft, auf der Biofach-Messe an meinem Stand vorbei und probierte unsere Nudeln“, erzählt der „Just Taste“-Gründer.
Seither steht die Schwabacher Gemüsenudel tatsächlich auf dem Speiseplan der deutschen „Elf“. Und zwar auch jetzt, während der Europameisterschaft. Denn unter den Nationalspielern gibt es vereinzelt Veganer oder Vegetarier sowie Spieler, die auf Gluten verzichten wollen oder müssen
Dass sich die National-Elf für sein Produkt entschieden hat, freut Jörg Brautschek natürlich. Doch er hat noch größere Ziele: „Wir wollen die Nummer eins auf dem Gemüsenudel-Markt werden“, stellt er klar. Mit rund drei Euro pro Packung ist der Preis einer Nudelpackung zwar nicht günstig, doch sei die Qualität nicht mit dem Discounter zu vergleichen.
Derzeit wird in Deutschland, Österreich und den Niederlanden verkauft. Als nächstes, so der Wunsch des Firmengründers, soll der Export nach Frankreich und Italien, sowie in einige skandinavische Länder, beginnen.

Urheber: Nürnberger Nachrichten von Lidia Piechulek